Traumapädagogisches "Kinderhaus Sternstunden"
Das „Kinderhaus Sternstunden“ bietet ganz besondere pädagogische und therapeutische Rahmenbedingungen, einzigartig in ganz Bayern. Das Haus befindet sich in unmittelbarer Nähe zu den Kinderwohngruppen, was eine enge fachliche Vernetzung gewährleistet.
Hier finden Kinder im Alter von 3 bis 8 Jahren Aufnahme, die schwerste traumatische Erlebnisse wie Vernachlässigung, körperliche oder sexuelle Gewalt und starke emotionale Deprivation durchleben mussten.
Schutz und Geborgenheit
Die vollstationäre Gruppe beherbergt 13 Kinder, die von 16 pädagogischen Fachkräften, einer Berufspraktikantin und einem psychologischen Fachdienst betreut werden. Rund um die Uhr und im Konzept eines Schutzhauses.
Die Kinder, die im "Kinderhaus Sternstunden" leben, wurden in der Vergangenheit durch ihre Herkunfts- oder Pflegefamilien (Bindungstraumatisierung) schwer traumatisiert. Sie erlebten massiven sexuellen oder emotionalen Missbrauch, mangelnde Versorgung (z. B. bekamen tagelang keine Nahrung), wurden eingesperrt oder anderweitig stark körperlich und seelisch misshandelt. Die engsten Bezugspersonen die eigentlich für Liebe, Fürsorge und Vertrauen in der Welt des Kindes stehen, waren ihre schlimmsten „Feinde“. Fast alle Kinder kennen lebensbedrohliche Situationen oder kämpften früher um ihr Überleben.
Diese „Überlebens-Strategien“ sind in der Sicherheit des Kinderhauses Sternstunden nicht mehr nötig und müssen im Gruppenalltag und in der Therapie mühsam und langwierig durch neue adäquate Verhaltensmuster ersetzt werden. Bis dies gelingt, ist es ein weiter Weg. Das geschieht durch vielerlei Methoden:
- das Prinzip des „Sicheren Ortes“: Kinder und Jugendliche sind vor Gewalt geschützt. Sie werden über ihre Rechte informiert und ermutigt diese auch wahrzunehmen.
Zudem hat jedes Kind hat ein Einzelzimmer, das als Rückzugsort dient. - der Grundsatz der „Vorhersehbarkeit“: Alle Ereignisse und Aktionen werden transparent an die Kinder mitgeteilt und je nach Alter und Reife dürfen diese ihren Alltag mitbestimmen und mitgestalten (Partizipation). Diese Selbstwirksamkeit vermittelt: „Du bist gut so, wie du bist!“. Ein Kind mit dem Recht auf eine Kindheit, ausgehalten und wertgeschätzt von den Erwachsenen.
- Konzept des „gute Grundes“: Zeigt ein Kind ein spezielles herausforderndes Verhalten, wird nicht das Kind verurteilt, sondern es wird mit dem Kind nach dem „guten Grund“ hinter diesem Verhalten gesucht. Möglicherweise war es in früheren Lebensabschnitten überlebensnotwendig. Gemeinsam sucht das Fachpersonal mit dem Kind nach neuen Verhaltensweisen in schwierigen Situationen: zum Beispiel Kontaktaufnahme durch Gespräch, Äußern der eigenen Gefühle und des Befindens.
- Strategie: Ressourcen und Resilienz finden: Die individuellen Talente und Stärken jedes einzelnen Kindes gilt es zu erforschen und zu nutzen. Verschiedene Projekte und eigene Hobbies fördern diesen Prozess. Die Ebenen Sinneswahrnehmung (ich muss mich erst selbst spüren: was möchte ich, was brauche ich, was tut mir gut, was hilft mir?) und Emotionsregulation (um dann das zu erreichen was ich möchte: fragen, warten, suchen, probieren, ruhig bleiben, sprechen, meine Wut kontrollieren, Frustration aushalten, usw.) müssen neu aufgebaut werden um wieder Selbstwirksamkeit zu erlangen.
- System „Mein-Raum“: Um die Kinder in ihrer größten Wut vor Gewalt gegen sich selbst, gegen andere Kinder oder Erwachsene zu schützen gibt es einen besonderen Raum im Kinderhaus Sternstunden. Dieser Raum ist mit weichen Polstern und dicken Kissen ausgestattet. In Begleitung von Fachkräften kann sich das Kind dort ausagieren und seine Wut, Verzweiflung und emotionalen Schmerz abbauen. Anschließend werden gemeinsam Lösungen gesucht, die Ursache der Wut ergründet, das Verhalten reflektiert und nach dem „guten Grund“ gesucht, evtl. wird neues, besseres Verhalten (statt Gewaltanwendung) geübt.
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