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Einzigartiger "Fachdienst Hort" für Schülerinnen und Schüler in Kulmbach

  • Geschwister-Gummi-Stiftung

Wenn manche Kinder in den Horten der Geschwister-Gummi-Stiftung mehr Unterstützung brauchen als andere.

Intensive Einzel- oder Gruppenförderung, systematische Fallbegleitung sowie Beratung von Fachkräften und Eltern leistet der Fachdienst für Horte der Geschwister-Gummi-Stiftung. Im Landkreis Kulmbach einzigartig, hat er in Person von Florian Ernst eine Lotsenfunktion inne, für ein Netzwerk an Hilfen von entwicklungsverzögerten und von seelischer Behinderung bedrohten Kindern.

Die Gruppe und ihre Gemeinschaft im Blick haben, dabei aber jedes Mädchen und jeden Jungen individuell fördern: Das gelingt den Fachkräften in den Horten der Geschwister-Gummi-Stiftung durch erhöhte Betreuungsstunden und dem Bezugserziehersystem. Doch manche Kinder brauchen mehr Unterstützung als andere: wenn sie grenzüberschreitendes oder oppositionelles Verhalten zeigen, Lern- und Leistungsaufgaben verweigern oder Konzentrationsschwierigkeiten haben. Meist geht dieses Verhalten unter anderem mit deutlichen Einschränkungen im Sozialverhalten einher. Ausbleibende Freundschaften und eine Tendenz zu Konflikten im Hort können für sie zur „Negativspirale“ werden. Wenn pädagogische Interventionen nicht mehr für eine gelungene Integration in die Gemeinschaft ausreichen, ist der 2020 ins Leben gerufene „Fachdienst Hort“ notwendig. Im Landkreis Kulmbach einzigartig berät er die Mitarbeitenden zu zusätzlichen Unterstützungsmöglichkeiten für das Kind, kann aber auch eine klassische Eingliederungshilfe in Form eines Integrativen Hortplatzes anbieten. Dieser gibt Schülerinnen und Schülern von der ersten bis zur vierten Klasse die Chance trotz Entwicklungsverzögerung, drohender oder existenter seelischer Behinderung wohnortnah im gewohnten sozialen Umfeld betreut zu werden.

Fachleistungsstunden zur individuellen Förderung

Kinder auf diese Weise im Alltag zu fördern bedeutet dabei, ihr Recht auf Bildung und Mitwirkung zu stärken, ihre Persönlichkeitsentwicklung zu unterstützen, ihre Sozialkompetenz zu trainieren und in alltagsrelevanten Situationen und beim schulischen Lernen zu begleiten.

In Form von „Kindercoaching“ innerhalb der 60-minütigen Fachleistungsstunden kann Florian Ernst etwa durch die Vermittlung von Lerntechniken, dem Aufzeigen von Strategien im Umgang mit Stresssituationen und dem Einüben von Stressablöseverfahren, den alten Verhaltensmustern nachhaltig entgegenwirken. Dies geschieht zu jeder Zeit im vertrauten Rahmen des Hortes, in Einzel- oder Gruppenkonstellationen, stets mit spielerischen Methoden. Um beispielsweise Kommunikationsformen zu trainieren, spielt er mit Kindern öfter das Spiel „Neckball“. Dabei stehen zwei der Spieler mehrere Meter voneinander entfernt, der dritte Spieler steht in der Mitte der beiden. Die beiden äußeren spielen sich einen Ball zu, der vom Mittleren berührt werden muss. Das Team muss dabei in Zeichensprache agieren, Mimik und Gestik einsetzen.

Beobachtung und Moderation

Frustration und mangelnde Impulskontrolle begegnen ihm dabei oft. Er zeigt dabei jedoch ein außergewöhnliches Gespür für die emotionale Situation der Kinder. Mit viel Geduld, genauer Beobachtung, und einem enormen Fachwissen an körperlichen und kognitiven Zusammenhängen gelingt ihm nicht nur ein Beziehungsaufbau zu den Kindern, er fördert Fortschritte in ihrer Entwicklung und ihrem Verhalten. Vertrauensspiele, Bastelaktionen und Körperübungen gehören ebenso zu seinem Repertoire. „Mal muss ich mehr beobachten, mal mehr moderieren. Das kommt ganz aufs Kind an“, verrät er. Kleingruppenarbeit und Veränderung der Rahmenbedingungen im Hortalltag sind ebenfalls möglich.

Fallberatung, Hilfeplan und Netzwerkarbeit

Doch Florian Ernst ist kein „Einzelkämpfer“: Wöchentlich berät und begleitet er die Fachkräfte der Horte im Rahmen der kollegialen Fallberatung, des erstellten Hilfeplans und entwickelt gemeinsam mit ihnen Konzepte für Unterstützungsformen. Diese beinhalte sowohl Maßnahmen, die die Mitarbeitenden im Hort eigenständig umsetzen können, als auch die Rolle des 43-jährigen Erziehers. Florian Ernst weiß, was Lernen und Weiterentwicklung bedeutet: Ausbildungen zum Box-Instructor, Gesundheitscoach, Jungen-und Männercoach, sind nur einige Stationen in seinem Lebenslauf. Doch er kennt auch unterschiedliche Bereiche der sozialen Arbeit aus der Praxis – unter anderem hat er als Streetworker gearbeitet. 1999 begann er seine Tätigkeit in einer Jugendwohngruppe der Geschwister-Gummi-Stiftung. Heute ist er weiterhin für die Jugendwerkstatt im Einsatz und begleitet langzeitarbeitslose Menschen auf dem Weg ihrer Integration in die Berufswelt. Freiberuflich ist er zudem als Coach, Dozent und Präventionsfachkraft in Schulen und anderen Einrichtungen präsent. Das Prinzip seiner Tätigkeit beschreibt er so: „Ich komme nicht und sage: So kann es gehen. Sondern: Ich will auch wissen, ob das wirklich funktioniert. Daher ist für mich die eigene Arbeit mit den Kindern so wichtig. Nur darüber zu sprechen ohne dies zu überprüfen wäre nicht ausreichend.“

Kleine, aber wertvolle Erfolge bestehen für ihn zum Beispiel darin, wenn sich die Stimmung eines Kindes während einer Fachleistungsstunde so positiv verändert hat, dass es für den restlichen Tag stabil sein wird: „Wenn sich noch andere Erfolgserlebnisse an dieses eine anreihen, dann nimmt dem Kind das niemand mehr.“

Abgrenzung zur Heilpädagogischen Tagesstätte

Ein integrativer Hortplatz wird beim Kreisjugendamt beantragt und dort genehmigt. Ob diese Form der Hilfe ausreicht oder die intensive Förderung in einer Heilpädagogischen Tagesstätte erfolgen sollte, entscheiden die Fachkräfte des Jugendamtes unter Einbeziehung der Eltern.

Eine gelungene Integration im Hort geht jedoch auch „über den Nachmittag hinaus“. In interdisziplinärer Zusammenarbeit finden regelmäßig Gespräche mit Eltern, Schule und allen am Hilfeverfahren beteiligten Akteuren statt, wie z.B. Mitarbeitende des Jugendamtes, mobile Erziehungshilfen, Psychotherapeuten oder Ärzte. Dies ist notwendig, um eine solide und somit vernetzte Grundlage für eine zielführende Fallarbeit zu schaffen. 

Ausbau des Fachdienstes geplant

Für die Zukunft wünscht sich Florian Ernst eine noch stärkere Annäherung zwischen Lehr-  und Hortkräften, die gleichberechtigt und direkt auf Augenhöhe arbeiten. Des Weiteren möchte er den Fachdienst in seiner Lotsenfunktion für alle Beteiligten am kindlichen Hilfeverfahren und die Netzwerkarbeit mit anderen Akteuren noch weiter stärken. So spielt auch weiterhin die enge Zusammenarbeit mit Schulbegleitungen, Erziehungsbeistandschaften und Sozialpädagogischen Familienhilfen eine Rolle. „Um zukunftsfähig zu sein, brauchen wir eine breite Palette an Angeboten und noch mehr fachlich qualifizierte Mitarbeitende, beispielsweise Heilpädagoginnen und Heilpädagogen.“ 

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