Mit dem Thema der Partnerschaftsgewalt haben die Mitarbeitenden des Fachbereichs Familie und Erziehung der Geschwister-Gummi-Stiftung immer wieder zu tun. Häufig erleben die Fachkräfte, dass Eltern annehmen, ihre Kinder würden von den Auseinandersetzungen nichts mitbekommen. Die Eltern glauben, Gewalt läuft versteckt und eher im Verborgenen ab, wenn Kinder schlafen oder nicht zu Hause sind. Tatsächlich hören, sehen und spüren Kinder jedoch sehr gut, was zwischen den Eltern vor sich geht und erleben die Partnerschaftsgewalt nicht selten hautnah mit. Das belastet die betroffenen Kinder und kann sich negativ auf ihrer Entwicklung auswirken. Die meisten Kinder trauen sich nicht, diese Problematik anzusprechen. Sie fühlen sich mitschuldig, schämen sich oder haben Sorge und Ängste, was passieren könnte, wenn sie sich einer Vertrauensperson wie beispielsweise der Klassenlehrerin/dem Klassenlehrer anvertrauen.
Partnerschaftsgewalt kommt in allen Familienkonstellationen, gesellschaftlichen Schichten und ethnischen Zugehörigkeiten vor. Häufiger geht sie von Männern aus, aber auch Frauen üben Gewalt gegenüber ihren Partner*innen aus. Laut der aktuellen Kriminalitätsstatistik haben die Fälle partnerschaftlicher Gewalt im Jahr 2019 zugenommen, die Zahl der Betroffenen ist im Vergleich zum Vorjahr um 0,74 % auf 141.792 Fälle angestiegen. Die Dunkelziffer ist jedoch erheblich höher, und erste Ergebnisse belegen, dass die Gewalt in Zeiten der Pandemie mit einem erhöhten Stresspegel in den Familien zugenommen hat. Geschlossene Kitas und Schulen, Homeoffice und Homeschooling, wegfallende Sport- und Freizeitmöglichkeiten, Doppelbelastung durch Beruf und zusätzliche Betreuung der Kinder usw. haben vielfach dazu beigetragen.
Das Kinderschutz-Zentrum der Geschwister-Gummi-Stiftung in Kulmbach unterstützt die bundesweite Kampagne der Kinderschutz-Zentren gegen Partnerschaftsgewalt, damit betroffene Kinder und Jugendliche Hilfe und Unterstützung erfahren. Fachkräfte in Schulen und Kindertagesstätten können wichtige Vertrauenspersonen für die Kinder sein und sollen deshalb für die Thematik sensibilisiert werden, um im Bedarfsfall adäquat helfen zu können. Auch benötigen betroffene Eltern Ermutigung, sich Hilfe zu holen, um die Gewaltspirale zu durchbrechen. Das Kinderschutz-Zentrum bietet Kindern, Eltern und Fachkräften Hilfe und Unterstützung in allen Fragen rund um das Thema der Partnerschaftsgewalt.
In der Zeit vom 16. – 22. Oktober 2021 sind Aktionen geplant in unterschiedlichen Einrichtungen – vom Familientreff, Kindergarten bis in Schulen. Plakate und Flyer informieren über die Thematik, ebenso Videos und Podcasts in den sozialen Netzwerken, mit dem Ziel, die Sensibilität für diese Problematik – insbesondere bezogen auf die Auswirkungen auf Kinder – zu erhöhen.
Den Abschluss dieser Kampagne bildet ein Beratungstag, an dem mit dieser Thematik vertraute Fachkräfte am Telefon oder auch direkt im Gespräch zu Verfügung stehen. Er findet im Kinderschutz-Zentrum Kulmbach am Schießgraben 7 von 9 bis 14 Uhr statt.
Es kann und soll nicht mehr sein, dass sich Kinder verstecken müssen, wenn Eltern sich streiten oder dass sie sich die Ohren zuhalte, weil sie das Geschrei ihrer Eltern nicht mehr hören können. Es gilt, das Tabu zu durchbrechen und mitzuwirken an Lösungen, Hilfestellungen und Unterstützungsangeboten für Kinder und auch ihre Eltern!
https://gummi-stiftung.de/familie-erziehung/partnerschaftsgewalt/
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