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Mehr Verständnis für Familien

  • Geschwister-Gummi-Stiftung
  • Ambulante Hilfen, Tag der Familie

Die Ambulanten Hilfen der Geschwister-Gummi-Stiftung leisten heute mehr Unterstützung denn je. Mehr Alleinerziehende und Patchwork-Familien, hohe Erwartungen und die Corona-Krise: Auf vielen Familien lastet derzeit großer Druck. Am 15. Mai, dem „Internationalen Tag der Familie“, wünschen sich Fachkräfte daher vor allem: Mehr Rücksicht auf und Verständnis für Familien!

Familien sind wie ein buntes Mosaik - es gibt wohl kaum etwas Individuelleres: Denn jede Familie ist anders. Das zeigt sich gerade auch während der Pandemie, die alle Familien nun auf ganz eigene Art und Weise bestehen müssen. Am heutigen „Internationalen Tag der Familie“ soll ein Blick darauf geworfen werden:

„Viele Familien denken immer noch: Irgendwie müssen wir da durch, andere bekommen das auch hin. Die anderen erwarten das auch von uns.“, erzählt Andrea Krüger, Bereichsleitung der Ambulanten Hilfen der Geschwister-Gummi-Stiftung.

Die ambulanten Hilfen der Geschwister-Gummi-Stiftung betreuen derzeit rund 80 Familien in Stadt und Landkreis Kulmbach. Deren Hilfebedarf hat sich durch die Pandemie durchaus erhöht. Einige Familien, die eigentlich schon wieder sehr selbstständig und im Ablöseverfahren der Hilfe waren, haben wieder mehr Hilfebedarf angemeldet. Ursache sind diverse Probleme, die im direkten oder indirekten Zusammenhang mit der Corona-Krise stehen: Das Homeschooling der Kinder, fehlende soziale Kontakte, veränderte Arbeitssituationen, räumliche Enge, finanzielle Ängste und Vieles mehr. „All das kann Familien sehr belasten. Auch die Paarbeziehung der Eltern wird in dieser Zeit mehr belastet und häusliche Gewalt nimmt leider zu.“

Sozialpädagogische Familienhilfen und Erziehungsbeistandschaften

„Sozialpädagogische Familienhilfen“ sollen Eltern durch eine enge Betreuung und Begleitung in ihrer Erziehungsverantwortung stärken und zur eigenen Bewältigung von Alltagsproblemen, Konflikten und Krisen befähigen. „Erziehungsbeistandschaften“ orientieren sich unmittelbar an der Lebenssituation und dem Alltag des heranwachsenden jungen Menschen. Sie werden bei Entwicklungsproblemen unter direktem Einbezug des sozialen Umfeldes unterstützt und bei ihrer Verselbständigung gefördert. Der Bedarf an dieser Hilfeleistung zeigt sich derzeit tendenziell etwas höher. Die Kontaktbeschränkungen für Heranwachsende und der dadurch fehlende Ausgleich zum aktuellen Homeschooling belastet gerade auch diese Zielgruppe.

Zur Unterstützung sind Alltagsbeobachtungen, Familienanamnesen und Gespräche mit Eltern sowie Kindern notwendig – und zwar persönlich. Deshalb wurde die Anzahl der Hausbesuche in Pandemiezeiten nur wenig reduziert, die Sicherheits- und Hygienemaßnahmen dagegen erhöht: Die pädagogischen Fachkräfte sowie die Familien selbst tragen Masken im Kontakt und halten den notwendigen Abstand. Auch das Angebot der telefonischen Beratung wurde gefördert.

Hilfe für Familien als Tabuthema?

Die breit gefächerten Ambulanten Hilfen der Geschwister-Gummi-Stiftung, zu denen unter anderem auch das Projekt GeborGen für junge Eltern mit Kindern von 0 bis drei Jahren und die DoMiNo-Selbsthilfegruppe für Kinder psychisch kranker Eltern gehören, erfahren die Familien über ein Antragsverfahren beim zuständigen Jugendamt. Das Anmelden eines Hilfebedarfs der Familie scheint oftmals noch ein gesellschaftliches Tabuthema zu sein.

„Das Eingestehen von Hilfebedarf wird oft noch als Schwäche gesehen, die man lieber nicht zugeben mag“, so Andrea Krüger. „Die Gesellschaft erwartet häufig noch, dass einfach alles klappt. Dabei sind die Ansprüche an Familien sehr gewachsen.“ Neben der Pandemie habe sich auch das klassische Familienbild gewandelt: Die Zahl der alleinerziehenden Elternteile habe zugenommen, deren alleinige Belastungen ebenso. Aber auch in anderen Familienkonstellationen zeigen sich Veränderungen. Beide Elternteile sind nun zunehmend berufstätig, um den Lebensunterhalt zu sichern. Beruf, Haushalt, soziale Verpflichtungen und Vieles mehr müssen „unter einem Hut gebracht werden“, weiß Andrea Krüger.

Sie wünscht sich daher, nicht nur am heutigen Internationalen Tag der Familie, mehr Rücksicht auf  und Verständnis für Familien. „Dass man auch eingestehen darf, wenn man mit seinen Kräften und Nerven an Grenzen stößt.“ Wenn die Nerven blank liegen, sollte jede Mutter und jeder Vater wissen, wo sie oder er sich Hilfe holen kann und wissen: Das ist in Ordnung!

Der Internationale Tag der Familie findet jährlich am 15. Mai statt. Mit dem von den Vereinten Nationen ausgerufenen Gedenktag soll die Bedeutung der Familie bekräftigt und ihre Rolle in der Gesellschaft gestärkt werden.

© Андрей Яланский - stock.adobe.com